Stadtbild
Zwischen Moderne, Jugendstil und Plattenbau
Hohe Plattenbauten entlang der Autobahn A4. Das ist für viele das erste Bild, welches sich ihnen von Jena bietet. Das zu DDR-Zeiten bebaute Gebiet ist heute ein modernisierter grüner Stadtteil mit jeder Mengen Leben. Fährt man von hier weiter in die Stadt, wird der Anblick der Bebauung schnell vielfältiger: Vom mittelalterlichen Rathaus, zum Damenviertel mit seinen verspielten Jugendstilbauten, zum ersten Hochhaus Deutschlands auf dem ehemaligen Industriegelände der Firma Zeiss, zu Zeugen der Bauhaus-Ära wie der Philosophenmensa bis hin zu modern funktionalen Büro-, Wohn- und Universitätsgebäuden – in Jena findet man verschiedenste Epochen des Baus oft nur eine Handbreit voneinander entfernt. Die Stadt ist stets im Wandel – selten sieht man hier keinen Kran auf einem Foto. Das wohl heute bekannteste Gebäude Jenas ist neben dem Planetarium der JenaTower. Ein über 144 Meter hoher, voll verglaster Rundturm inmitten der Stadt, der von der Bevölkerung auch liebevoll Keksrolle genannt wird.
Blick in die Geschichte
Um zu verstehen, warum Jena heute so vielgestaltig aussieht, bedarf es einen Blick in die Geschichte. Diese erzählt von vielen Hochphasen der Stadt: wie der ersten urkundlichen Erwähnung als Ort des Weinanbaus 1182, dem Bau der Universität und deren Expansion in der Stadt ab 1558, von der klassische Blütezeit Jenas Ende des 18. Jahrhunderts, der Industrialisierung unter Abbe, Zeiss und Schott sowie der künstlerischen Bauboom um berühmte Architekten wie den Jugendstilgestalter Henry van de Velde und Bauhausmeister Walter Gropius Anfang des 20. Jahrhunderts. Es sind aber eben auch die schwarzen Ereignisse, welche sich gravierend auf das bauliche Stadtbild Jenas auswirkten. Ereignisse wie der Stadtbrand um die Schlacht von 1806 bis hin zu den verheerenden Bombardements am Ende des 2. Weltkriegs. Mehrere Luftangriffe zerstören damals etwa 15 Prozent der Stadt. Trümmer und Baulücken waren so das Erbe der nun folgenden DDR-Regierung, welches fortan zwischen Plan- und Mangelwirtschaft das bauliche Regiment übernahm. Die Wende 1989 brachte einen weiteren Bauboom – alte Bestände wurden saniert, neue Geschäfts- und vor allem Einkaufsmöglichkeiten entstanden in der Stadt. Prominentestes Beispiel: die Goethe-Galerie – einst Produktionsstätte des ZEISS-Hauptwerkes – avancierte der Industriebau, versehen mit einer beeindrucken Glas-Stahlkonstruktion, zum modernen Einkaufstempel.
Universität und Stadt – untrennbar verbunden
In Bronze gegossen, steht er bis heute auf dem Jenaer Marktplatz: Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen – von den Bewohner*innen Jenas auch Hanfried genannt. Ihm verdankt Jena seinen Stand als Universitätsstadt im Jahr 1548. Dass all dies durch einen verloren gegangen Krieg des Kurfürsten ein Jahr zuvor in die Wege geleitet wurde, ist heute Teil der langen Geschichte in der Stadt und Universität untrennbar zusammenwuchsen. Denn mit Einzug der Studenten und Gelehrten war nicht ein wichtiger Schritt zur Entwicklung des kleinen Städtchens getan. Schließlich prägte die Universität das Stadtbild sowie den Charakter Jenas aufs Stärkste. Die Stapelstadt des Wissens – wie Johann Wolfgang von Goethe Jena einst bezeichnet – ist heute aktueller denn je. So sind die verschiedenen Universitätsgebäude vom Gründungsgebäude Collegium Jenense bis hin zu den modernen Lehrstätten und Campusarealen ins gegenwärtige Stadtleben integriert.