Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Weimar und Nordhausen
Die Gedenkstätte Buchenwald befindet sich am Ort des gleichnamigen Konzentrationslagers auf dem Ettersberg bei Weimar. Ab Sommer 1945 betrieb die sowjetische Besatzungsmacht auf dem Gelände eines ihrer Internierungslager (Speziallager Nr. 2). Nach dessen Schließung baute die DDR in Buchenwald die größte deutsche KZ-Gedenkstätte auf. Seit den 1990er Jahren wurde sie umfassend neu konzipiert. Heutet biete sie Besuchern neben den Außenanlagen mit historischen Gebäuden, Relikten des Lagers und Denkmalen vier Dauerausstellungen.
Seit April 2016 ist im ehemaligen Kammergebäude die neue Dauerausstellung „Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945“ (ca. 2.000 qm) zu sehen. Ihr Leitmotiv ist die nationalsozialistische Umwertung des römischen Gleichheitsgrundsatzes „Jedem das Seine“, den die SS 1938 im Haupttor des KZ Buchenwald anbringen ließ. Sie verdeutlicht die intensive Verflechtung des Lagers mit der Gesellschaft, für die auch und gerade die reibungslose Nachbarschaft von Weimar und Buchenwald ein eindrückliches Beispiel ist: Das KZ wurde problemlos zum Bestandteil der Stadt; Krankenhaus und Krematorium standen der SS für ihre Zwecke zur Verfügung; Weimarer Handwerker, Spediteure und Händler machten Geschäfte mit ihr, sie boten Waren oder Dienste an oder profitierten von Häftlingen als Zwangsarbeitern. In 17 exemplarischen Fallgeschichten behandelt die Ausstellung mithilfe von originalen Relikten, Fotos, Dokumenten und Berichten von Häftlingen die gesamte Geschichte des KZ Buchenwald; 85 lebensgeschichtliche Porträts verleihen allen Opfergruppen beispielhaft Stimme und Gesicht. Insgesamt hielt die SS von der Gründung des Lagers im Juli 1937 bis zur Befreiung am 11. April 1945 mehr als eine Viertelmillion Menschen aus über 50 Nationen gefangen. Etwa 56.000 Menschen kamen dort oder in einem der 136 Außenlager ums Leben.
Die historische Dauerausstellung wird ergänzt durch eine Kunstausstellung im ehemaligen Desinfektionsgebäude. Dort sind Arbeiten aus dem Konzentrationslager Buchenwald und solche von Überlebenden oder Nachgeborenen ausgestellt („Überlebensmittel-Zeugnis-Kunstwerk-Bildgedächtnis“, ca. 400 qm, eröffnet 1998).
Die 1997 eröffnete Dauerausstellung „Sowjetisches Speziallager Nr. 2 1945-1950“ zeigt Relikte, Dokumente, Fotos und Erinnerungsberichte aus der Zeit dieses Lagers und seines politischen Umfelds. Das dafür eigens errichtete Museumsgebäude befindet sich nahe einem zum Waldfriedhof gestalteten Grabfeld. Dort ließ die sowjetische Besatzungsmacht einen Teil der mehr als 7.100 Toten des Speziallagers verscharren. Insgesamt internierte sie in Buchenwald etwa 28.500 Menschen, darunter 1.000 Frauen.
Seit 1999 besteht die vierte große Dauerausstellung „Geschichte der Gedenkstätte Buchenwald“. Anhand von Dokumenten und Bildern – vor allem aus Archiven der ehemaligen DDR –, Gegenständen und Modellen ist hier dargestellt, wie die Erinnerungsbildung an das nationalsozialistische Konzentrationslager Buchenwald seit 1945 erfolgte.
Auch auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora sind Relikte des ehemaligen Häftlingslagers erhalten und zugänglich. Zu besichtigen ist zudem ein Teilabschnitt der Anlagen, die KZ-Häftlinge für die unterirdische Raketenproduktion im Kohnstein bei Nordhausen ausbauen mussten.
Das im August 1943 gegründete Außenlager „Dora“ wurde im Oktober 1944 zusammen mit weiteren Außenlagern des KZ Buchenwald in der Harzregion zum KZ Mittelbau verselbständigt. Die meisten Häftlinge des KZ Mittelbau mussten auf den zahlreichen Baustellen arbeiten, andere wurden zur Zwangsarbeit in der Raketenproduktion herangezogen. Von 60.000 Häftlingen des KZ Mittelbau-Dora aus nahezu allen Ländern Europas kamen mindestens 20.000 ums Leben.
Mit der Aufnahme in die Gedenkstättenförderung des Bundes wurde die Voraussetzung geschaffen, nach Jahrzehnten der Vernachlässigung die nach 1990 begonnene Neukonzeption der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora zu Ende zu führen: 2006 wurde im neu errichteten Museum die ständige historische Ausstellung „Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943-1945“ eröffnet. Anhand zahlreicher neu recherchierter Dokumente und Exponate gibt sie auf rund 420 qm einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Lagers. Die rücksichtlose Ausbeutung der KZ-Häftlinge in dem Lagerkomplex mit über 40 Außenlagern und Arbeitskommandos in beinahe allen Orten des Südharzes wird ebenso thematisiert wie die Seite der Täter, Profiteure und Mitwisser. Sie ist damit die erste umfassende Ausstellung zur KZ-Zwangsarbeit.
Die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora verfügt über umfangreiche archivische, museologische sowie Kunstsammlungen zu den beiden Konzentrationslagern, zum Speziallager und zur Geschichte der Gedenkstätten. Die Archive in Buchenwald und Mittelbau-Dora erteilen Auskunft über das Schicksal ehemaliger Häftlinge, betreuen Forschungsprojekte und unterstützen mit den Bibliotheken die pädagogische Arbeit der Gedenkstätten. In den beiden Spezialbibliotheken stehen über 40 000 Veröffentlichungen zur Geschichte des KZ-Systems, zum Nationalsozialismus und zur Geschichte der Internierungslager zur Verfügung. Archive und Bibliotheken sind der Forschung und der Öffentlichkeit nach vorheriger Anmeldung zugänglich.
Das Spektrum der gedenkstättenpädagogischen Angebote in Buchenwald und Mittelbau-Dora reicht von Einführungsfilmen, Überblicksführungen und Multimediaguides für Einzelbesucher und Gruppen über Vorträge zur Geschichte der ehemaligen Lager, spezielle thematische Führungen, Projekttage für Schüler und Jugendliche bis hin zu ein- und mehrtägigen Seminaren, die eine intensivere Beschäftigung mit entsprechenden Themen ermöglichen. Hinzu kommen die Präsentation von Sonderausstellungen und die Organisation öffentlicher Vortragsveranstaltungen und -reihen. Die Gedenkstätte Buchenwald verfügt zudem über eine Internationale Jugendbegegnungsstätte, in der Seminare und Projektarbeit, Tagungen und Konferenzen stattfinden.
Kontakt
Gedenkstätte Buchenwald
Direktion – Haus 2
99427 Weimar
Telefon: + 49 (0)3643 – 43 00
E-Mail: information@buchenwald.de
KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Kohnsteinweg 20
99734 Nordhausen
Telefon: + 49 (0)3631 – 49 58-0
E-Mail: information@dora.de